Zum Inhalt springen
Flieger1_1110x232px.jpg

MOLOC: Hamburg meets Italy. Zu Gast in Turin

Im Interreg EUROPE Projekt MOLOC arbeitet die ZEBAU GmbH im Auftrag der Senatskanzlei Hamburg gemeinsam mit den europäischen Partnern an konkreten Aktionsplänen und Empfehlungen zum Thema nachhaltige Stadtentwicklung. Anhand von Best Practice Beispielen entwickeln die Projektpartner regionalspezifisch angepasste Ansätze und Vorschläge zur Verbesserung bereits bestehender Maßnahmenkataloge oder Leitlinien zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Der Schwerpunkt Hamburgs liegt auf einer Studie zur Förderung der Energieeffizienz von Gewerbegebieten.

Auf Einladung der italienischen Partner fand vom 23.-25. Mai ein Treffen in Turin statt. Während des zweitägigen Moloc-Partnertreffens, tauschte sich die Hamburger Projektgruppe, bestehend aus MitarbeiterInnen der Senatskanzlei Hamburg und der ZEBAU GmbH, mit den Projektpartnern aus Italien, Frankreich, Polen und Rumänien zu den Problemstellungen und Lösungswegen in Turin aus.

Als ehemalige Industriestadt durchlebt Turin seit Ende der 1980er Jahre einen weitreichenden Stadtumbau. Die sich zurückziehende Industrie hinterließ ca. 20.000 ha Brachfläche und Gebäudekomplexe auf teils schwer kontaminiertem Grund. Der große Verlust an Arbeitsplätzen und ein starker Bevölkerungsrückgang stellt die Stadt, der in Italien lange das Image der grauen Industriestadt anhaftete, vor Herausforderungen. 

Die Olympischen Winterspiele 2006 konnten als Initialzündung genutzt werden. Mit vielfältigen Maßnahmen wird seither versucht, die Attraktivität der Stadt zu steigern und zugleich aktuellen Herausforderungen wie dem demografischen Wandel und den Folgen des Klimawandels gerecht zu werden. Schwerpunkte zeigt der neu geschriebene Masterplan Turins auf. Rosa Gilardi aus dem Urban Planning and Quality of Urban Spaces Department, stellte die Ergebnisse den Moloc Partnern im Urban Center Metropolitano, einem öffentlichen Informationszentrum am Piazza Palazzo vor. Neben der Revitalisierung der Industriebrachen, einem feinmaschiges Grünnetz in der Stadt und dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, finden sich im Masterplan auch weiche Kriterien wie das Ziel die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern. 

Exemplarisch konnten einige umgesetzte Projekte an der „Spina Centrale“, einer Entwicklungsachse Turins besichtigt werden. Ein fassettenreiches Revitalisierungsprojekt entstand als „Parco Dora“ (Spina 3). Der Park erstreckt sich über eine Fläche von 45 ha, auf der sich einst mit den Produktionsstätten des FIAT Ferriere Piemontesi und der Michelin-Reifenwerke die Wirtschaftskraft Turins widerspiegelte. Zentrales Element des Parks bildet eine gewaltige, freitragende Industriehalle. Nach Entfernung der Seitenwände, wurde das Industriedenkmal zu einem multifunktionalen Veranstaltungsraum mit vielfältigen Sportangeboten. Flankiert wird die Halle vom „iron forest“, in dem Stahlträger als Relikte ehemaliger Produktionshallen an die frühere Nutzung erinnern. Das Dach- und Oberflächenwasser wird in begrünten Rückhaltebecken aufgenommen. Der lange durch massive Betonelemente verschlossene Fluss Dora wurde befreit und durch Promenaden der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.    

Auch im Parco Peccei steht eine Industriehalle im Vordergrund. Unsichtbar bleibt die innovative Methode mit der kontaminierten Erde umzugehen. Der mit Eisenpartikeln angereicherte Bodenbelag, zieht die Giftstoffe an die Oberfläche, wo sie in Folge einer chemischen Reaktion des Bodenbelags mit der Sonne gespalten und somit unschädlich gemacht werden, berichtet Paolo Miglietta vom Environment Department of the City of Torino.

Viele weitere Beispiele zeigen innovative Lösungswege im Umgang mit Industriebrachen und der attraktiven Grün- und Freiraumgestaltung im urbanen Raum. 

Interreg („europäische territoriale Zusammenarbeit“) ist Teil der Struktur- und Investitionspolitik der Europäischen Union. Seit 1990 werden damit grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Regionen und Städten innerhalb der Mitgliedsstaaten der EU unterstützt, die den europäischen Raum nachhaltig positiv verändern wollen. Themenfelder der Projekte sind zum Beispiel Verkehr, Arbeitsmarkt oder Umweltschutz.