Zum Inhalt springen
Flieger1_1110x232px.jpg

Effiziente Gebäude 2019: Drei Fragen an…

…den Architekten Hans Drexler (DGJ Architektur), der im Rahmen der diesjährigen Konferenz "Effiziente Gebäude 2019" ein Wohnheim der besonderen Art vorstellen wird: das Collegium Academicum (CA) in Heidelberg.

In Heidelberg hat sich eine Gruppe von Ehrenamtlichen vor rund sechs Jahren dazu entschlossen, der wachsenden Wohnungsnot mit einem innovativen Bauvorhaben entgegenzuwirken. Bis 2020 soll auf der Konversionsfläche „US-Hospital“ in Heidelberg-Rohrbach mit dem CA ein selbstverwaltetes Wohnheim entstehen, das 220 jungen Menschen Raum zum kostengünstigen Leben und selbstbestimmten Lernen bietet.

Der Neubau des Wohnheims wurde von Hans Drexler (DGJ Architektur) unter ökologischen und ästhetischen Gesichtspunkten entworfen. Wir haben ihm drei Fragen zum Projekt gestellt.

Hinter dem Projekt CA steht eine Gruppe von Studierenden. Wie gestaltete sich vor diesem Hintergrund der Planungsprozess?

Der partizipatorische Planungsprozess war die Grundlage für das hohe Innovationsniveau. Wir haben die einzelnen Innovationen zusammen mit den Bauherren entwickelt und umgesetzt. Dadurch ist es auch möglich geworden, nicht nur für den Entwurf, sondern auch für die technischen Aspekte des Gebäudes ganz neue Konzepte zu entwickeln.

Wohnheime gelten als Orte des gemeinschaftlichen Lebens und Lernens. Inwiefern spiegelt sich dies im Entwurfskonzept wider?

Das CA ist nicht nur ein Wohnheim, sondern auch eine Bildungs- und Kultureinrichtung, die neben der reinen Wohnnutzung auch Veranstaltungsräume (Seminare, Vorträge, Konzerte, Lesungen, Partys) bereitstellt. In dem Gebäude gibt es eine Werkstatt, in der die Möbel für das Gebäude von den BewohnerInnen gefertigt werden. Auch die Außenräume – Laubengänge, Dachterrassen, Hof und Garten – werden gemeinschaftlich genutzt, angelegt und bewirtschaftet.

Welche Rolle spielt das Thema ‚Suffizienz‘ bei dem Bauvorhaben?

Suffizienz war von Anfang an eines der wichtigsten Prinzipien des CA-Projekts. Die Bauherren – und wir – glauben, dass eine nachhaltige Lebensweise und bezahlbarer Wohnraum nicht allein durch technische Innovationen zu erreichen sind, sondern durch eine Veränderung des Konsum- und Wohnverhaltens. Im CA-Gebäude ist deshalb die Wohnfläche pro Kopf deutlich geringer, als im Bundesdurchschnitt. Gleichzeitig ist das Angebot an gemeinschaftlichen Flächen so umfassend, dass die geringeren Individualflächen zu keiner Einschränkung der Wohnqualität führen.
Auch in den Wohnungen ist das Prinzip aufgegriffen: Die Grundform der Wohnung besteht aus einer Gemeinschaftsfläche in der Mitte, um die vier Individualräume und einzelne Minibäder angeordnet sind. Die Individualräume bestehen jeweils aus zwei Teilen mit je 7,3m² Fläche: eine räumlich geschlossene Kernzone und eine flexible Zone, die vergemeinschaftet werden kann. Die Kernzone kann ein Bett, einen Schrank und einen kleinen Schreibtisch, und damit alle wesentlichen Funktionen des Individualbereichs, aufnehmen. Die flexible Zone kann nach den individuellen Wünschen und Lebensgewohnheiten des einzelnen Bewohners, entweder komplett offen verbleiben, durch Raumteiler (Tisch, Regal) teilweise abgetrennt werden, oder auch durch das Versetzen der Wand der Kernzone oder den Einsatz einer zweiten Wand, komplett separat genutzt werden kann.

Vielen Dank, Herr Drexler!

Weitere Informationen zum Projektvorhaben erhalten Sie auf: www.collegiumacademicum.de

Die Fachkonferenz Effiziente Gebäude 2019 findet am 05. September 2019 in der HafenCity Universität statt. Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf: www.zebau.de/fortbildung/effiziente-gebaeude-2019/