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20 Jahre ZEBAU – Fragen an die Mitgründerin Prof. Sabine Busching

Prof. Sabine Busching gehört zu den 6 Gründungsgesellschafter*Innen der ZEBAU GmbH und hatte maßgeblichen Anteil an dem Entstehen dieser Einrichtung. Das Redaktionsteam des ZEBAU-Newsletters fragte bei Frau Prof. Busching in Heikendorf nach, wie alles begann. 

Redaktion: Liebe Sabine, was bewegte Euch damals bei den Gedanken, ein Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (ZEBAU GmbH) zu gründen? 

Prof. Sabine Busching: Als ich 1996 an die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) berufen wurde, merkte ich schnell, dass ich ein „Öko-Alien“ am Fachbereich Architektur war- zumindest in den Augen der Kolleg*innen. Zunächst wurde dieser etwas unerwartete Einstieg – Hamburg war doch nicht die Provinz?! – durch eine genauso unerwartete Vehemenz der Belagerung meiner Vorlesungen und Seminare kompensiert. Eine ganze ausgehungerte Student*innengeneration wollte alles Wissen aufsaugen, das sich in den vergangenen Jahren zum Thema „environmentally sound architecture“ angesammelt hatte. Die Aktivist*innen unter ihnen hatten schon seit geraumer Zeit ihre Ausbildung selbst in die Hand genommen und Gastseminare organisiert. Derweil hatten sich die Reihen meiner Kolleg*innen fest geschlossen in der Überzeugung, dass die Berücksichtigung ökologischer Kriterien unvereinbar mit „guter“ Architektur sei.

Die Begeisterung der Student*innen beflügelte kompensierte einiges, aber den fachlichen Austausch in Wissenschaft und Lehre konnten sie natürlich nicht ersetzen. In diesem Klima des Fremdseins in den eigenen Reihen machte ich mich also auf, außerhalb meines Fachbereichs Kooperationen zu finden. Und es gab sie natürlich, die Verbündeten. Aus dem Mangel erwuchs letztlich die Motivation, ein Netzwerk aufzubauen und gemeinsam neue Formen des Zusammenwirkens zu entwickeln. Ein kraftvolles Bündnis, das Mitte 1997 mit formlosen Meetings begann und das dann letztlich am 08.11.2000 mit dem Eintrag einer GmbH unter dem Namen ZEBAU ins Handelsregister Amtsgericht Hamburg mündete. 

Redaktion: Welche Rolle hatten die Hamburger Hochschulen und die Politik damals gespielt?

Prof. Sabine Busching: Die erste Initiative, zum Thema Umweltbewußtes Bauen und Sanieren neue, institutionen- und fachübergreifende Arbeitsformen in Hamburg zu entwickeln, kam damals von Einzelpersonen aus der Umweltbehörde, den drei Hochschulen und der Energiewirtschaft. Wir nannten es zunächst Wissenschaftszentrum und ab Mitte 1998 Kompetenzzentrum. Bei der weiteren Entwicklung kam uns dann zu Hilfe, dass in der Hamburger Politik eine grundlegende Umstrukturierung der Hochschullandschaft diskutiert wurde. Es führte letztlich dazu, dass zum 01.01.2006 von der Freien und Hansestadt Hamburg die HafenCity Universität Hamburg (HCU)als Universität für Baukunst und Raumentwicklung durch die Zusammenführung von vier Fachbereichen aus drei Hamburger Hochschulen gegründet wurde.

Zunächst waren allerdings alle Beteiligten in höchster Alarmbereitschaft: die Präsident*innen der drei betroffenen Hochschulen sollten etwas von ihrem Kuchen abgeben, gleich drei inhaltlich zuständige Behörden mussten sich auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, ….. In diesem angespannten Klima bekamen wir mit unserer hochschul- und behördenübergreifenden Initiative die erhöhte Aufmerksamkeit wichtiger Entscheidungsträger*innen.

Am 01.06.1998 ging der Vorschlag für die Gründung eines Wissenschaftszentrums für Architektur, Energie und Umwelt in Hamburg an drei Senator*innen (Senator Willfried Maier, Stadtentwicklungsbehörde; Senatorin Krista Sager, Behörde für Wissenschaft und Forschung; Senator Alexander Porschke, Umweltbehörde) und an drei Hochschulpräsident*innen (Präsidentin Adrienne Göhler, HFBK Hamburg; Prof. Dr. Hauke Trinks, TU Hamburg-Harburg; Prof. Dr. Rolf Dalheimer, Fachhochschule Hamburg). Unterschrieben war der Vorschlag neben mir (HFBK Hamburg) von Prof. Peter Braun (Fachhochschule Hamburg), Prof. Dr. Udo Dietrich (Fachhochschule Hamburg) und Prof. Dr. Gerhard Schmitz, TU Hamburg-Harburg).

Knapp drei arbeitsreiche Jahre später haben wir uns dann bei einem feierlichen Empfang in den neuen Räumen der noch jungen ZEBAU GmbH wiedergesehen. Und alle, wirklich alle oben Erwähnten sind zu diesem Neugründungsempfang erschienen! 

Redaktion: Mit dem Blick zurück auf die Entscheidungen und Entwicklungen von damals: würdest Du heute so etwas anders angehen?

Prof. Sabine Busching: Eine Neugründung, die so stark mit der regionalen Politik verbunden ist, wie die ZEBAU, muss zwangsläufig neben der Fachkompetenz auch über enge Kenntnis der sich laufend wandelnden politischen Landschaft verfügen. Wir drei persönlichen Gesellschafter*innen – drei Professor*innen mit ausfüllendem Beruf – waren damals nicht bereit, uns mit dem erforderlichen Zeitaufwand und der nötigen Präsenz darum zu kümmern. Heute würde ich sehr frühzeitig – wohl schon in der Gründungsphase – nach Partner*innen Ausschau halten, die diese wichtige Aufgabe begleitend übernehmen könnten. 

Redaktion: 2018 hattest Du Deine Gesellschaftsanteile an Jörg Asmussen verkauft. Eine neue Generation ist damit im Gesellschafterkreis eingetreten. Welche Gedanken verbinden Dich heute noch mit der ZEBAU?

Prof. Sabine Busching: Gleich zwei Kreise haben sich in Zusammenhang mit meinem Rückzug aus der ZEBAU geschlossen. Zunächst der Eintritt von Dr. Helmuth Groscurth als Gesellschafter. Er war so ziemlich von Beginn der Gründungsüberlegungen begleitend dabei. Beim Durchsehen alter Unterlagen fiel mir ein Brief von Dr. Christoph Krupp (auch Mitstreiter der ersten Stunde) vom 24.09.1999 in die Hände, der zur Besprechung in Sachen Kompetenzzentrum u.a. ihn einlädt. Ich hatte aber sicherlich schon lange vorher mit ihm Kontakt aufgenommen: Ich als Professorin ohne Mittel mit vielen spannenden Projektideen, er als bemittelter Leiter Abteilung der HEW-AG Energiekonzept Zukunft. (Es wurden übrigens sehr schöne Projekte daraus, z.B. Sanierung Container HFBK. Danke, Helmuth!)

Der zweite Kreis schließt sich für mich mit dem Eintritt von Jörg Asmussen als nachfolgender Gesellschafter. Auch hier fand ich einen Brief – diesmal von mir vom 17.10.1997, in dem ich ihn als Vermittler der Vernetzung in Hamburg vorstelle. Was für ein langer, gemeinsamer Weg!

Ja und heute? Mit großem Interesse verfolge ich natürlich euern weiteren Weg und ich wünsche allen Beteiligten, insbesondere aber den Mitarbeiter*innen, weiter eine spannende Zeit mit neuen Herausforderungen und möglichst vielen erfolgreichen Lösungen.

Meine allerbesten Wünsche für die Zukunft der ZEBAU! 

Redaktion: Vielen Dank für dieses Interview. Alles Gute und bis auf ein Wiedersehen bei der geplanten Geburtstagsfeier der ZEBAU.