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20 Jahre ZEBAU – Fragen an den damaligen Amtsleiter für Landschaftsplanung der Hamburger Behörde für Bauen und Verkehr Joachim Malecki

Joachim Malecki gehört zu den Persönlichkeiten, die die Gründung der ZEBAU GmbH gefördert hatten und erheblich zum Erfolg der Solar-Bauausstellung Hamburg 2005 und der ecobuild Shanghai 2006 beigetragen hatten. Das Redaktionsteam des ZEBAU-Newsletters besuchte Herrn Malecki in Thesdorf und fragte nach seinen Erinnerungen.

Redaktion: Lieber Herr Malecki, wie gelang eigentlich für die Gründung der ZEBAU GmbH ein gemeinsamer Geist in der Hamburger Verwaltung?

Joachim Malecki: Mehrere Konstellationen passten einfach: Ein neuer Oberbaudirektor (Jörn Walter), ein neuer Senator (Willfried Maier), und meine Lieblingsstaatssekretärin Maier-Reimer, die mich für den Gründungsstab ZEBAU vorgeschlagen hatte. Ich war ja für die Landschaftsplanung in Hamburg zuständig und nicht für die Stadtplanung. 

Mit Jörn Walter und dem grünen Senator Willfried Maier änderte sich die Qualität der Zusammenarbeit grundsätzlich. Stadtplanung aus einem Guss, nachhaltig und effizient und unter der Prämisse der erneuerbaren Energien in der Stadtentwicklung.

Ein Landschaftsplaner sollte nun die Interessen der Stadtentwicklungsbehörde im Gründungsstab der ZEBAU vertreten.

Zum Gründungsgremium gehörten ja Vertreter der relevanten Behörden und Institutionen, der Hochschulen, Fachverwaltungen und Bezirke, alle in einem Boot.

In meiner Erinnerung hatte dieses so unterschiedliche Team verdammt gute Arbeit geleistet. Die regelmäßigen Sitzungen verliefen effizient und respektvoll. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die angefassten Projekte der ZEBAU decken sich voll mit den Hoffnungen des Gründungsstabes. Herzlichen Glückwunsch zum 20.!

Redaktion: Welche Bedeutung messen Sie aus heutiger Sicht der Solar-Bauausstellung Hamburg 2005 mit Blick auf die spätere nachhaltige Stadtentwicklung Hamburgs bei? 

Joachim Malecki: Die Solarbauausstellung Hamburg 2005 war eine der wesentlichen Initialzündungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung unter der Nutzung erneuerbarer Energien. Die Bereiche Bautechnik, Wohnen, Verkehr, Energienutzung und Soziales  wurden von dieser Bewegung zunehmend beeinflusst. Wenn es heute um die Fragen von zeitgemäßen Wohnformen, von Verkehrskonzepten und Energiekonzepten geht, hat die ZEBAU von Anfang an in diesen Bereichen den richtigen Schwerpunkt gesetzt. Das Thema Einfamilienhäuser ja oder nein werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermutlich mit einem müden Lächeln kommentieren. Viel Aufregung um nichts. Alternative und bezahlbare Wohnformen waren von Anfang ein Thema und der Klimawandel und die sich daraus ergebenden Notwendigkeiten schon vor 20 Jahren Standardüberlegungen.

Redaktion: Die Ecobuild Shanghai 2006 war der nächste Schritt in ferne Märkte. Eine Bauausstellungsidee als Exportartikel Hamburgs für die Partnerstadt Shanghai? Mit welcher Erwartungshaltung gingen Sie damals dieses Projekt an und was blieb Ihnen als Eindruck bis heute erhalten?

Joachim Malecki: Shanghai war der Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn. Die politische Entscheidung, mit der Partnerstadt eine ökologische Bauausstellung zu planen und durchzuführen, basierte auf den Erfahrungen der Hamburgischen Solarbauausstellung. Unsere erste Reise, die ich als „Chief Representative“ des Hamburgischen Senates wahrnehmen durfte, führte uns 2003 mit Vertretern der Politik und der Bauwirtschaft dieser Weltmetropole zusammen. Das Team hatte Namen wie Peter Friemert, Roland Winkler, Thomas Dittert und Christine Reumschüssel.  Vor Ort trafen wir auf bauliche Energiekonzepte dominiert von Gas und Kohle. Im Winter wurde mit den Klimaanlagen geheizt. Die einfach verglasten Fenster waren metallgefasste Wärmebrücken. Das Raumklima war miserabel, der Krankenstand der Arbeiter und Angestellten durch bronchiale Schädigungen enorm. Die ZEBAU stellte ihre Projekte für ein gutes Raumklima, Belüftung und Dämmung sowie der Nutzung von Solartechnik und Geothermie vor. Große Skepsis bis Ablehnung, besonders bei den Bauinvestoren. Nach 3 Jahren sah die Welt ganz anders aus. Die Investoren überholten sich eifersüchtig in den genannten Techniken. Im November 2006 dann die Präsentation der baulichen Ergebnisse und eine entsprechende Präsentation im Museum der Wissenschaften… tausend Quadratmeter gebaute Büroflächen mit den gängigen Ökostandards, Reduzierung des Krankenstandes durch besseres Raumklimas, Einsparungen in der Energiebilanz.

Das sind die Attribute, die Chinesen überzeugen. Und heute? China hat nicht nur kopiert, sondern ist heute eines der Länder, die trotz der weiteren Nutzung  der Atomenergie, Kohle und Gas auf dem Gebiet der Nutzung erneuerbarer Energien und nachhaltiger Stadtentwicklung im internationalen Kontext weit vorn steht.

Auch nach 20 Jahren bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an bestimmte Situationen denke. Die abendlichen, ritualisierten Ess- und Trinkgelage, die unsere Gastgeber veranstalteten, die Gespräche mit den deutschen Industrievertretern vor Ort (z.B. Siemens,…).

Es ging um Projektwerbung und finanzielle Beteiligung, small talk und die Themen Helmuth Schmidt und der HSV zum Gesprächsbeginn.

Die Generierung von Projektmittel gelang vor Ort gelegentlich besser als im Hamburgischen Senat. Das vorgenannte Team, inclusive der Damen aus der Hamburg-Vertretung um Julia Dautel und  Magali Menant hatten sich in einer Weise eingebracht, die man sich als Mitverantwortlicher nur wünschen kann. Auch im Nachhinein herzlichen Dank dafür.

Vielen Dank für dieses Interview. Alles Gute und bis auf ein Wiedersehen bei der geplanten Geburtstagsfeier der ZEBAU.